Der Prophet Adam (a.)

Nachdem die Bedeutung und die Wichtigkeit von der Ismah der Propheten und Gesandten Gottes dargestellt wurde, welche ebenfalls von Versen des Heiligen Qur'an unterstützt wird (im ersten Teil erwähnt), kommen wir nun zu Versen, die manche Menschen verwirren könnten, da sie den Anschein erwecken, dass Propheten wie Adam (a.) und andere Sünden begangen hätten.

Die mehrdeutigen Verse des Heiligen Qur'an

Diese Verwirrung wird sich nur auflösen, wenn wir realisieren, dass die Verse des Heiligen Qur'an von zweierlei Arten sind:

هُوَ الَّذِي أَنزَلَ عَلَيْكَ الْكِتَابَ مِنْهُ آيَاتٌ مُّحْكَمَاتٌ هُنَّ أُمُّ الْكِتَابِ وَأُخَرُ مُتَشَابِهَاتٌ. فَأَمَّا الَّذِينَ فِي قُلُوبِهِمْ زَيْغٌ فَيَتَّبِعُونَ مَا تَشَابَهَ مِنْهُ ابْتِغَاءَ الْفِتْنَةِ وَابْتِغَاءَ تَأْوِيلِهِ. وَمَا يَعْلَمُ تَأْوِيلَهُ إِلَّا اللَّـهُ وَالرَّاسِخُونَ فِي الْعِلْمِ يَقُولُونَ آمَنَّا بِهِ كُلٌّ مِّنْ عِندِ رَبِّنَا. وَمَا يَذَّكَّرُ إِلَّا أُولُو الْأَلْبَابِ

„Gott ist es, Der dir das Buch offenbart hat. Es enthält eindeutige Verse, die die Grundlage des Buches bilden und andere Verse, die mehrdeutig sind. Diejenigen aber, die im Herzen abwegige Absichten hegen, folgen dem, was darin mehrdeutig ist, mit der Absicht, Verwirrung zu stiften und eigene Deutungen zu entwickeln. Und keiner kennt ihre Deutung außer Gott und diejenigen, die über ein festgegründetes Wissen verfügen, die sagen: »Wir glauben daran, dass alles von unserem Herrn ist.« Doch dies bedenken nur jene, die sich ihres Verstandes bedienen.” [Ali Imran 3:7]

Diejenigen, die zwischen den eindeutigen und mehrdeutigen Versen keinen Unterschied machen, werden sicherlich in Verwirrung geraten, wenn ihnen aus diesem Grund zwei Aussagen des Heiligen Qur'an als schwer vereinbar erscheinen.

Die Angelegenheit der Ismah, also Fehlerlosigkeit, ist eine dieser Angelegenheiten, durch die Menschen ein Opfer der Verwirrung wurden.

Die Situation dieses Standpunktes unserer Auseinandersetzung ergibt sich folgendermaßen:
  • Aus unserer letzten Darstellung ergab sich die Schlussfolgerung, dass die göttlichen Führer sündenlos und fehlerlos sein müssen
  • Viele Verse des Heiligen Qur'an unterstützen diese Ansicht, wie wir zuvor erwähnten
  • Doch es sind einige Verse vorhanden, die den Anschein erwecken könnten, dass einige Propheten Sünden oder Missetaten begingen
Was ist zu tun?

Wir müssen jene eindeutigen Verse, die ihre Sündenlosigkeit und Fehlerlosigkeit belegen, akzeptieren und verinnerlichen und die anderen Verse als mehrdeutig erachten. Ihre wahre Bedeutung muss im Licht der eindeutigen Verse betrachtet werden, in Übereinstimmung mit der Lehre des Heiligen Propheten (s.) und seiner Ahl-ul-Bait (a.), die, laut eines prophetischen Auspruchs, den Zwilling des Heiligen Qur'an darstellt.

إِنِّي تَارِكٌ فِيكُمُ الثَّقَلَيْنِ: كِتَابَ اللَّهِ، وَأَهْلَ بَيْتِي، وَإِنَّهُمَا لَنْ يَتَفَرَّقَا حَتَّى يَرِدَا عَلَيَّ الْحَوْضَ

„Wahrlich, ich hinterlasse euch zwei schwergewichtige Dinge: Das Buch Gottes und meine Ahl-ul-Bait. Wahrlich, das Buch Gottes und meine Ahl-ul-Bait werden sich niemals voneinander trennen, bis sie bei mir am Fluss des Paradieses eintreffen.” [Al-Mustadraku Ala-s-Sahihain, Band 3 Seite 161]

Als nächstes werden wir jene mehrdeutigen Verse untersuchen und sehen, wie diese im Licht der eindeutigen Versen, die die Unfehlbarkeit der Propheten belegen, gedeutet werden können.

Der Prophet Adam

Es wird uns sehr helfen, wenn wir als erstes die Verse des Heiligen Qur'an über die Erschaffung von Adam (a.), seinen Aufenthalt im Paradiesgarten und seine Ankunft auf der Erde lesen.

وَإِذْ قَالَ رَبُّكَ لِلْمَلَائِكَةِ إِنِّي جَاعِلٌ فِي الْأَرْضِ خَلِيفَةً قَالُوا أَتَجْعَلُ فِيهَا مَن يُفْسِدُ فِيهَا وَيَسْفِكُ الدِّمَاءَ وَنَحْنُ نُسَبِّحُ بِحَمْدِكَ وَنُقَدِّسُ لَكَ قَالَ إِنِّي أَعْلَمُ مَا لَا تَعْلَمُونَ

„Und als dein Herr zu den Engeln sprach: »Ich bin es, Der auf der Erde einen Nachfolger einsetzt.« Da sagten die Engel: »Setzt Du auf der Erde einen ein, der auf ihr Unheil stiftet und Blut vergießt, wobei wir Dich doch lobpreisen und Dich heiligen?« Er sprach: »Ich weiß, was ihr nicht wisst.«” [Al-Baqarah 2:30]

وَعَلَّمَ آدَمَ الْأَسْمَاءَ كُلَّهَا ثُمَّ عَرَضَهُمْ عَلَى الْمَلَائِكَةِ فَقَالَ أَنبِئُونِي بِأَسْمَاءِ هَـٰؤُلَاءِ إِن كُنتُمْ صَادِقِينَ. قَالُوا سُبْحَانَكَ لَا عِلْمَ لَنَا إِلَّا مَا عَلَّمْتَنَا إِنَّكَ أَنتَ الْعَلِيمُ الْحَكِيمُ. قَالَ يَا آدَمُ أَنبِئْهُم بِأَسْمَائِهِمْ. فَلَمَّا أَنبَأَهُم بِأَسْمَائِهِمْ قَالَ أَلَمْ أَقُل لَّكُمْ إِنِّي أَعْلَمُ غَيْبَ السَّمَاوَاتِ وَالْأَرْضِ وَأَعْلَمُ مَا تُبْدُونَ وَمَا كُنتُمْ تَكْتُمُونَ

„Und Gott lehrte Adam all ihre Namen und führte es dann den Engeln vor und sprach: »Verkündet Mir diese Namen, wenn ihr wahrhaftig seid!« Die Engel sagten: »Gepriesen seist Du! Wir besitzen kein Wissen außer dem, was Du uns gelehrt hast. Du bist der Allwissende und der Allweise.« Da sprach Gott: »O Adam, verkünde ihnen ihre Namen!« Als Adam ihnen ihre Namen verkündete, sprach Gott: »Habe Ich euch nicht gesagt, dass Ich das Verborgene der Himmel und der Erde kenne und weiß, was ihr preisgebt und was ihr versteckt?«” [Al-Baqarah 2:31-33]

وَإِذْ قُلْنَا لِلْمَلَائِكَةِ اسْجُدُوا لِآدَمَ فَسَجَدُوا إِلَّا إِبْلِيسَ أَبَىٰ وَاسْتَكْبَرَ وَكَانَ مِنَ الْكَافِرِينَ. وَقُلْنَا يَا آدَمُ اسْكُنْ أَنتَ وَزَوْجُكَ الْجَنَّةَ وَكُلَا مِنْهَا رَغَدًا حَيْثُ شِئْتُمَا وَلَا تَقْرَبَا هَـٰذِهِ الشَّجَرَةَ فَتَكُونَا مِنَ الظَّالِمِينَ. فَأَزَلَّهُمَا الشَّيْطَانُ عَنْهَا فَأَخْرَجَهُمَا مِمَّا كَانَا فِيهِ

„Und als Wir zu den Engeln sprachen: »Werft euch zu Adam nieder!« Da warfen sie sich nieder bis auf Iblis und er war einer der Ungläubigen. Und wir sprachen: »O Adam, bewohne du und deine Ehefrau den Paradiesgarten und esst von ihm zu eurem Wohl, von wo ihr auch immer wollt und nähert euch nicht diesem Baum, sonst würdet ihr Unrecht begehen.« Da ließ sie der Satan beide vom Paradiesgarten fallen und er brachte sie aus dem heraus, worin sie sich befanden.” [Al-Baqarah 2:34-36]

 وَقُلْنَا اهْبِطُوا بَعْضُكُمْ لِبَعْضٍ عَدُوٌّ وَلَكُمْ فِي الْأَرْضِ مُسْتَقَرٌّ وَمَتَاعٌ إِلَىٰ حِينٍ. فَتَلَقَّىٰ آدَمُ مِن رَّبِّهِ كَلِمَاتٍ فَتَابَ عَلَيْهِ إِنَّهُ هُوَ التَّوَّابُ الرَّحِيمُ.

„Und Wir sprachen: »Geht hinunter! Die einen von euch sind gegenüber den anderen feindlich gesinnt und ihr sollt auf der Erde einen Aufenthalt und einen Genuss auf Zeit haben.« Da empfing Adam von seinem Herrn Worte, woraufhin Er ihm vergab und wahrlich, Er ist der Allvergebende, der Allbarmherzige.«” [Al-Baqarah 2:36-37]

قُلْنَا اهْبِطُوا مِنْهَا جَمِيعًا فَإِمَّا يَأْتِيَنَّكُم مِّنِّي هُدًى فَمَن تَبِعَ هُدَايَ فَلَا خَوْفٌ عَلَيْهِمْ وَلَا هُمْ يَحْزَنُونَ. وَالَّذِينَ كَفَرُوا وَكَذَّبُوا بِآيَاتِنَا أُولَـٰئِكَ أَصْحَابُ النَّارِ هُمْ فِيهَا خَالِدُونَ

„Wir sprachen: »Geht alle aus dem Paradiesgarten hinaus! Wenn Ich euch Rechtleitung zukommen lasse, sollt ihr sie annehmen. Diejenigen, die Meiner Rechtleitung folgen, brauchen weder Angst zu haben noch traurig zu sein. Und diejenigen, die Unglauben begehen und unsere Zeichen für Lüge erklären, das sind die Gefährten des Feuers. Sie werden darin ewig weilen.«” [Al-Baqarah 2:38-39]

وَيَا آدَمُ اسْكُنْ أَنتَ وَزَوْجُكَ الْجَنَّةَ فَكُلَا مِنْ حَيْثُ شِئْتُمَا وَلَا تَقْرَبَا هَـٰذِهِ الشَّجَرَةَ فَتَكُونَا مِنَ الظَّالِمِينَ. فَوَسْوَسَ لَهُمَا الشَّيْطَانُ لِيُبْدِيَ لَهُمَا مَا وُورِيَ عَنْهُمَا مِن سَوْآتِهِمَا وَقَالَ مَا نَهَاكُمَا رَبُّكُمَا عَنْ هَـٰذِهِ الشَّجَرَةِ إِلَّا أَن تَكُونَا مَلَكَيْنِ أَوْ تَكُونَا مِنَ الْخَالِدِينَ. وَقَاسَمَهُمَا إِنِّي لَكُمَا لَمِنَ النَّاصِحِينَ

„Und Gott sprach: »O Adam, bewohne du und deine Ehefrau den Paradiesgarten und esst von ihm, von wo ihr auch immer wollt und nähert euch nicht diesem Baum, sonst würdet ihr Unrecht begehen.« Da flüsterte der Satan zu ihnen, um ihnen ihre Blöße zu zeigen, die ihnen verborgen war und er sagte: »Euer Herr hat euch nur deswegen das Fernbleiben von diesem Baum geboten, damit ihr keine Engel werdet oder zu den Ewiglebenden gehört.« Und er schwor ihnen: »Wahrlich, ich bin ein guter Berater für euch.«” [Al-A'raf 7:19-21]

فَدَلَّاهُمَا بِغُرُورٍ فَلَمَّا ذَاقَا الشَّجَرَةَ بَدَتْ لَهُمَا سَوْآتُهُمَا وَطَفِقَا يَخْصِفَانِ عَلَيْهِمَا مِن وَرَقِ الْجَنَّةِ وَنَادَاهُمَا رَبُّهُمَا أَلَمْ أَنْهَكُمَا عَن تِلْكُمَا الشَّجَرَةِ وَأَقُل لَّكُمَا إِنَّ الشَّيْطَانَ لَكُمَا عَدُوٌّ مُّبِينٌ. قَالَا رَبَّنَا ظَلَمْنَا أَنفُسَنَا وَإِن لَّمْ تَغْفِرْ لَنَا وَتَرْحَمْنَا لَنَكُونَنَّ مِنَ الْخَاسِرِينَ

„So brachte er sie durch Betrug dazu und als sie von dem Baum gegessen hatten, da wurden sie ihrer Blöße bewusst und sie begannen sich mit Blättern des Paradiesgartens einzukleiden. Da rief ihnen ihr Herr zu: »Habe Ich euch nicht das Fernbleiben von diesem Baum geboten und euch darüber in Kenntnis gesetzt, dass euch der Satan ein offenkundiger Feind ist?« Da sprachen sie beide: »Unser Herr, wir haben an uns selber Unrecht begangen und wenn Du uns nicht entschuldigst und Dich unserer nicht erbarmst, dann gehören wir gewiss zu den Verlustreichen.«” [Al-A'raf 7:22-23]

قَالَ اهْبِطُوا بَعْضُكُمْ لِبَعْضٍ عَدُوٌّ وَلَكُمْ فِي الْأَرْضِ مُسْتَقَرٌّ وَمَتَاعٌ إِلَىٰ حِينٍ. قَالَ فِيهَا تَحْيَوْنَ وَفِيهَا تَمُوتُونَ وَمِنْهَا تُخْرَجُونَ

„Da sprach Gott: »Geht hinunter! Die einen von euch sind gegenüber den anderen feindlich gesinnt und ihr sollt auf der Erde einen Aufenthalt und einen Genuss auf Zeit haben.« Er sprach: »Auf der Erde sollt ihr leben und auf der Erde sollt ihr sterben und aus der Erde sollt ihr hervorgebracht werden.«” [Al-A'raf 7:24-25]

قَالَ وَإِذْ قُلْنَا لِلْمَلَائِكَةِ اسْجُدُوا لِآدَمَ فَسَجَدُوا إِلَّا إِبْلِيسَ أَبَىٰ. فَقُلْنَا يَا آدَمُ إِنَّ هَـٰذَا عَدُوٌّ لَّكَ وَلِزَوْجِكَ فَلَا يُخْرِجَنَّكُمَا مِنَ الْجَنَّةِ فَتَشْقَىٰ. إِنَّ لَكَ أَلَّا تَجُوعَ فِيهَا وَلَا تَعْرَىٰ. وَأَنَّكَ لَا تَظْمَأُ فِيهَا وَلَا تَضْحَىٰ

„Und als Wir zu den Engeln sprachen: »Werft euch zu Adam nieder!« Da warfen sie sich nieder bis auf Iblis. Er weigerte sich. Da sprachen Wir: »O Adam, dieser ist dir und deiner Gattin feindlich gesonnen. So lasst euch von ihm nicht aus dem Paradiesgarten vertreiben, sodass du betrübt bist. Im Paradiesgarten sollst du keinen Hunger und keine Blöße erleiden und du sollst darin von keinem Durst und keiner Sonnenhitze geplagt werden.«” [Taha 20:116-119]

فَوَسْوَسَ إِلَيْهِ الشَّيْطَانُ قَالَ يَا آدَمُ هَلْ أَدُلُّكَ عَلَىٰ شَجَرَةِ الْخُلْدِ وَمُلْكٍ لَّا يَبْلَىٰ. فَأَكَلَا مِنْهَا فَبَدَتْ لَهُمَا سَوْآتُهُمَا وَطَفِقَا يَخْصِفَانِ عَلَيْهِمَا مِن وَرَقِ الْجَنَّةِ وَعَصَىٰ آدَمُ رَبَّهُ فَغَوَىٰ. ثُمَّ اجْتَبَاهُ رَبُّهُ فَتَابَ عَلَيْهِ وَهَدَىٰ

„Da flüsterte ihm der Satan zu und sprach: »O Adam, soll ich dir den Baum der Ewigkeit zeigen und ein Königreich, das nicht vergeht?« Da aßen sie beide vom Baum und ihnen wurde ihre Blöße bewusst und sie begannen sich mit den Blättern des Paradiesgartens zu bekleiden. Adam ging dem Gebot seines Herrn nicht nach, sodass er abirrte. Danach wurde er von seinem Herrn auserwählt, sodass Er ihm vergab und leitete.«” [Taha 20:120-122]

قَالَ اهْبِطَا مِنْهَا جَمِيعًا بَعْضُكُمْ لِبَعْضٍ عَدُوٌّ فَإِمَّا يَأْتِيَنَّكُم مِّنِّي هُدًى فَمَنِ اتَّبَعَ هُدَايَ فَلَا يَضِلُّ وَلَا يَشْقَىٰ. وَمَنْ أَعْرَضَ عَن ذِكْرِي فَإِنَّ لَهُ مَعِيشَةً ضَنكًا وَنَحْشُرُهُ يَوْمَ الْقِيَامَةِ أَعْمَىٰ. قَالَ رَبِّ لِمَ حَشَرْتَنِي أَعْمَىٰ وَقَدْ كُنتُ بَصِيرًا. قَالَ كَذَٰلِكَ أَتَتْكَ آيَاتُنَا فَنَسِيتَهَا وَكَذَٰلِكَ الْيَوْمَ تُنسَىٰ

„Er sprach: »Geht alle aus dem Paradiesgarten hinaus! Ihr seid einander feindlich gesinnt. Wenn Ich euch Rechtleitung zukommen lasse, so soll derjenige, der Meiner Rechtleitung folgt, nicht irregehen und kein Unglück erleiden. Und der, der sich von meiner Ermahnung abwendet, wird ein beengtes Leben führen. Und Wir versammeln ihn am Tag der Auferstehung als einen Blinden. Er sagt: Mein Herr, warum hast du mich blind versammelt, wo ich doch sehend war? Er spricht: Zu dir sind doch Unsere Zeichen gekommen und du hast sie vergessen. Ebenso wirst du heute vergessen werden.«” [Taha 20:123-126]

Betrachtung der Geschichte von Adam

Gemäß den Experten des islamischen Rechts, gibt es zwei Arten der Gebote Gottes:
  1. Al-Amr-ul-Mawlawi: Das verpflichtende Gebot. Solche Gebote müssen durchgeführt werden und wenn jemand solch einem Gebot ungehorsam ist, so begeht er eine Sünde und verdient eine Bestrafung. Beispiele sind das fünfmalige Pflichtgebet oder das Verbot des Verzehrs von Schweinefleisch. Die Unterlassung des fünfmaligen Pflichtgebets sowie der Verzehr von Schweinefleisch sind Sünden und verdienen die göttliche Bestrafung.
  2. Al-Amr-ul-Irshadi: Das empfohlene Gebot. Solche Gebote sind von freiwilliger Natur. Ihr Zweck besteht darin, die Menschen über seine Konsequenzen in Kenntnis zu setzen. Wenn jemand solch einem Gebot absichtlich nicht nachgeht, so begeht er keine Sünde und wenn er ihm unabsichtlich nicht nachgeht, so begeht er keinen Fehler (unabsichtliche Sünde), doch er wird mit den Konsequenzen davon konfrontiert werden. Zum Beispiel ist das Gebot ein Tier im Namen Gottes zu töten von freiwilliger Natur. Wenn jemand ein Tier schlachtet und dabei vergisst, es im Namen Gottes zu tun, so begeht er weder eine absichtliche noch unabsichtliche Sünde noch hat er die Bestrafung Gottes verdient. Doch als Konsequenz verliert er das Recht das Tier zu essen und andere Muslime können dies auch nicht tun. Ein weiteres Beispiel ergibt sich folgendermaßen. Eine Person geht zu einem Arzt und beklagt sich über Husten. Der Arzt verschreibt seinem Patienten das Trinken eines bestimmten Medikaments. Wenn der Patient nun das Medikament nicht einnimmt, so begeht er weder eine Sünde noch ein Verbrechen, doch als Konsequenz könnte es geschehen, dass sein Husten weiter anhält.
  3. Schlussfolgerung: Nicht alle Gebote Gottes sind von verpflichtender Natur. Der göttliche Ratschlag, der Adam (a.) und Eva (a.) erteilt wurde, war nicht von verpflichtender Natur, wobei Gott auch keine Strafe im Jenseits androhte. Der bestimmte Baum und seine Früchte an sich waren nicht verboten. Das Gebot, sich dem Baum nicht zu nähern, war Al-Amr-ul-Irshadi und solch ein Gebot nicht zu befolgen ist keine Sünde. Im Fall von Adam (a.) war die Konsequenz, dass er mit seiner Ehefrau nichtmehr im Paradiesgarten bleiben konnte. Man sollte bedenken, dass sie von Anfang an nicht dazu bestimmt waren, im Paradiesgarten zu bleiben. Sie wurden für die Erde erschaffen und ihr Aufenthalt im Paradiesgarten war zeitlich begrenzt.

Zudem ist der Paradiesgarten nicht der Ort für eine Prüfung. Es ist die Erde, auf der die Menschen getestet und geprüft werden, ob sie den verpflichtenden Gesetzen Gottes gehorchen oder nicht. Das Konzept des Sündigens ist für die Menschen mit dem irdischen Leben verbunden. In der Geschichte von Adam (a.) selbst, wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Rechtleitung und Irreleitung auf der Erde stattfindet und die Bestrafung für die Sünden daraufhin nach dem Tag der Auferstehung beginnt.

Zusätzlich weiß der Satan selber, dass er nicht in der Lage ist, die Propheten, die Gesandten und Begnadeten irrezuleiten. So sagt er: „Bei Deiner Allmacht, ich werde sie alle abkommen lassen, abgesehen von Deinen auserwählten Dienern.” [Sad 38:83] Und Gott sagt zu ihm: „Was Meine Diener anbelangt, so hast du keine Macht über sie. Abgesehen von denen, die dir von den Abgekommenen folgen.” [Al-Hijr 15:42] Der Satan selber weiß, wen er auf dieser Welt zu Sünden verführen kann und wen nicht.

Jene, die daran glauben, dass Adam (a.) eine Sünde begangen hat, bezeichnen oft das Essen der Frucht des Baumes als eine verbotene Handlung und Sünde und den Abstieg von Adam (a.) auf die Erde als Bestrafung. Diese Beziehung zwischen Sünde und Strafe, welche Al-Amr-ul-Mawlawi kennzeichnet, ist in diesem Fall aus folgenden Gründen nicht auf Adam (a.) anzuwenden: Erstens war Adam (a.) von Anfang an dazu vorgesehen auf die Erde zu kommen, wobei Gott zu Beginn sagte, dass Er ihn als Nachfolger einsetzen wird. Die Ankunft von Adam (a.) auf der Erde ist keine Bestrafung, denn ob er die Frucht gegessen hätte oder nicht, so hätte Gott ihn sowieso auf die Erde geschickt. Daher kann es keine Bestrafung sein. Zweitens hätte Adam (a.) zum Paradiesgarten zurückgebracht werden müssen, falls der Aufenthalt auf der Erde eine Bestrafung wäre, da Gott ihn entschuldigt hat. Vergebung würde in Bezug auf die Sünde das Beenden der Bestrafung bedeuten. Da dies nicht der Fall war, war die Ankunft von Adam (a.) weder eine Bestrafung noch war das Essen der Frucht eine Sünde.

Der Anschein der Mehrdeutigkeit

Was ist nun mit den Worten, die es so aussehen lassen könnten, dass Adam (a.) eine Sünde beging? Nachdem der Sachverhalt der Ismah, anhand des Heiligen Qur'an eindeutig beleuchtet wurde, sind solche mehrdeutigen Verse in Übereinstimmung mit den eindeutigen zu betrachten. Schauen wir uns drei dieser mehrdeutigen Wörter an.

Das 1. Wort

Zalimun ظالمون, welches von Zulm ظلم stammt. Dieses Wort besitzt verschiedene Bedeutungen. 
  • Ungerecht sein
  • Unrecht begehen
  • Etwas an einen falschen Platz bringen
  • Etwas unterdrücken
  • Sich beeilen
  • Sich benachteiligen
[Al-Munjid - Das arabische Wörterbuch - Unter Az-Zulm]

Wie wir sehen stehen die letzten beiden Bedeutungen mit den eindeutigen Versen über die Ismah im Einklang. Demnach wäre beispielsweise Al-Baqarah 2:35 so zu verstehen:

„O Adam, bewohne du und deine Ehefrau den Paradiesgarten und esst von ihm zu eurem Wohl, von wo ihr auch immer wollt und nähert euch nicht diesem Baum, sonst gehört ihr zu denen, die sich selber benachteiligen.”

Der Nachteil würde hier so zu verstehen sein, dass die Konsequenz ein Leben auf der Erde wäre ohne die Vorteile des Paradiesgartens genießen zu können.

Oder auch:

„ ..sonst gehört ihr zu denen, die sich beeilen.”

Hier würde man das Beeilen so verstehen, dass ihre Zeit, die sie im Paradiesgarten verbringen, schneller vorbeigeht und sie sich beeilen, ihrem Aufenthalt ein Ende zu bereiten.

Diese Bedeutung von Zalimun ظالمون wird durch den Vers unterstützt, dass der Satan beide aus dem herausbrachte, worin sie sich befanden [Al-Baqarah 2:36]. Auch werden beide in einem anderen Vers davor gewarnt, dass sie sich von Satan nicht aus dem Paradiesgarten herausbringen lassen sollen [Taha 20:117].

Das 2. Wort

Asa عصى kann als "sich ungehorsam verhalten" oder "nicht befolgen" verstanden werden, was aber nicht in Verbindung mit Sünde stehen muss, da es, wie schon erwähnt wurde, zwei Arten von Geboten gibt: Al-Amr-ul-Mawlawi (das verpflichtende Gebot) und Al-Amr-ul-Irshadi (das empfohlene Gebot). Wenn eine Person einem empfohlenen Gebot nicht nachgeht, dann hat sie es zwar nicht befolgt, beging jedoch weder eine absichtliche noch eine unabsichtliche Sünde. Es wurde bereits zuvor erläutert, dass es Gebote Gottes gibt, die verpflichtender und freiwilliger Natur sind und aufgrund der eindeutigen Verse, die die Ismah belegen, gibt es keine andere Interpretationsmöglichkeit, als die des Nichtnachgehens eines empfohlenen Gebotes.

Das 3. Wort

Ghawa غوى kann als "abirren" oder "abkommen" verstanden werden, doch auch dies muss keine Sünde voraussetzen und ist als At-Tark-ul-Awla zu verstehen, was für einen Propheten im Rahmen der Möglichkeit steht. At-Tark-ul-Awla الترك الاولى bedeutet das noch Bessere zu unterlassen. Dass Adam (a.) abgekommen ist غوى würde bedeuten, dass, auch wenn das Gebot Gottes für ihn nicht verpflichend gewesen ist, es für ihn besser gewesen wäre, wenn er ihm nachgekommen wäre. So hat Adam (a.) dadurch, dass er von seinem Vorhaben, einem empfohlenen Gebot nachzugehen, abirrte, weder eine Sünde noch einen Fehler (unabsichtliche Sünde) begangen, aber etwas unterlassen, dessen Befolgung noch besser gewesen wäre.

Doch wenn Adam keine Sünde beging

Warum redet Gott über Reue und Zuwendung für Adam (a.) und Seiner Vergebung und verwendet dabei streng erscheinende Worte wie Zalimun ظالمون und Asa عصى?


Wenn ein Prophet wie Adam (a.) At-Tark-ul-Awla begeht, also das Unterlassen vom noch Besseren, so ist es ihm dennoch erlaubt Gott um Vergebung zu bitten und zwar nicht wegen einer Sünde, sondern wegen dem Verzicht auf eine noch großartigere Tat. Aus diesem Grund muss die Reue nicht unbedingt bedeuten, dass Adam (a.) eine Sünde begangen hat. Es ist aber empfehlenswert diese zu empfinden, selbst wenn man At-Tark-ul-Awla begeht.


Was die streng erscheinenden Worte angeht, die Gott bei der Beschreibung der Geschichte Adams (a.) verwendet, so ist dies durchaus akzeptabel, wenn man sich nur den Rang von Adam (a.) vor Augen führt. Auch wenn Adam (a.) keine Sünde beging, so wäre es treffender für ihn gewesen, wenn er das Bessere bevorzugt hätte. Von Menschen mit hohen Rängen wird erwartet, dass sie einen Standard leben, der höher ist als jener der gewöhnlichen Menschen. 


Ein weises Sprichwort besagt:

حَسَنَاتُ الْأَبْرَارِ سِيِّئَاتُ الْمُقَرَّبِينَ

„Die guten Taten eines Rechtschaffenen erscheinen denjenigen als sündhaft, die Gott am nahsten sind.”



Das Vergessen


وَلَقَدْ عَهِدْنَا إِلَىٰ آدَمَ مِن قَبْلُ فَنَسِيَ وَلَمْ نَجِدْ لَهُ عَزْمًا


„Und wahrlich, Wir schlossen zuvor einen Bund mit Adam, aber er vergaß (ihn); Wir fanden in ihm kein Ausharrungsvermögen.” [Taha 20:115]



  • Vergessen an sich ist weder eine Sünde noch ein Fehler.


فَذُوقُوا بِمَا نَسِيتُمْ لِقَاءَ يَوْمِكُمْ هَـٰذَا إِنَّا نَسِينَاكُمْ وَذُوقُوا عَذَابَ الْخُلْدِ بِمَا كُنتُمْ تَعْمَلُونَ


„So kostet (die Strafe); denn ihr vergaßt das Eintreffen dieses euren Tages. (Auch) Wir haben euch vergessen. Kostet denn die Strafe der Ewigkeit um dessentwillen, was ihr getan habt.” [As-Sajdah 32:14]


نَسُواْ اللّهَ فَنَسِيَهُمْ إِنَّ الْمُنَافِقِينَ هُمُ الْفَاسِقُونَ

„Sie haben Gott vergessen und so hat Er sie vergessen. Wahrlich, die Heuchler sind wahre Frevler.”[At-Tawbah 9:67]


  • Das Fernhalten vom Baum, welches hier als Bund bezeichnet wird, war nicht von verpflichtender Natur und seine Unterlassung somit weder eine absichtliche noch eine unabsichtliche Sünde, also kein Fehler.