Im Lichte ihres Herrn?


Um weitere Verdrehungen und Unwahrheiten über die Rechtsschule der Ahl-ul-Bait (a.) verbreiten zu können, stellte man auf der Gegenseite, aufgrund mangelnden Wissens, erneut die Behauptung auf, der sechste rechtmäßige Nachfolger des Propheten (a.) hätte den Imam Al-Mahdi (a.) zum Gott erklärt. Es folgt die Antwort auf den kläglichen Versuch.
 
Wer ist der Herr?

Zunächst nennen die Beschuldiger folgende Überlieferung:

Al-Mufaddal Ibn Umar berichtete, dass er Imam Ja’far As-Sadiq (a.) betreffend folgendem Vers befragte: »Und die Erde erstrahlt im Lichte ihres Herrn (Rabb).« – 39:69 – Imam As-Sadiq (a.) erklärte: „Mit dem Herrn der Erde ist der Imam der Erde gemeint.” Al-Mufaddal fragte: „Was wird geschehen, wenn der Imam erscheint?” Imam As-Sadiq (a.) antwortete: „Die Menschen werden dem Licht der Sonne und des Mondes keine Beachtung schenken und am Licht des Imams teilhaben.” [Tafsir Al-Qummi, Band 2 Seite 253]

حدثنا محمد بن أبي عبد الله عليه السلام قال: حدثنا جعفر بن محمد قال: حدثني القاسم بن الربيع قال: حدثني صباح المدائني قال: حدثنا المفضل بن عمر انه سمع أبا عبد الله عليه السلام يقول في قوله: وأشرقت الأرض بنور ربها. قال رب الأرض يعني إمام الأرض، فقلت: فإذا خرج يكون ماذا؟ قال: إذا يستغني الناس عن ضوء الشمس ونور القمر ويجتزون بنور الامام

  • 1. Einwand: Sunnitische Gelehrte wie As-Suyuti, Ar-Razi und Al-Qurtubi erklären, dass mit dem Herrn Gott gemeint ist. Somit kommt der zwölfte Imam Al-Mahdi nicht in Frage.

1. Antwort: Diese Behauptung ist als falsch zurückzuweisen. Die Meinung und Erklärung der Gelehrten der Gegner sind kein Beweis innerhalb der Rechtsschule der Ahl-ul-Bait (a.). Was ein Beweis innerhalb dieser ist, sind die Aussagen der Ahl-ul-Bait (a.) und diese erklären, dass mit dem Herrn in diesem Vers der Imam (a.) und nicht Gott gemeint ist. Solange keine andere Aussage von ihnen zu diesem Vers verfügbar steht, sind jegliche abweichenden Aussagen, die von außerhalb kommen, als Irrlehre abzulehnen.

  • 2. Einwand: Weil die sunnitischen Gelehrten erklären, dass mit dem Herrn Gott gemeint ist und die Gelehrten der Schiiten sagen, dass mit dem Herrn der zwölfte Imam Al-Mahdi gemeint ist, erklären sie diesen zu Gott.

2. Antwort: Diese Behauptung ist ebenso als falsch zurückzuweisen und zeugt zusätzlich von fehlender Vernunft. Wenn die Erklärung der Gelehrten der Gegner (mit Herr sei Gott gemeint) als falsch abgelehnt wird und wenn die Gegenseite ebenso die schiitische Überlieferung (mit Herr sei der Imam gemeint) als falsch ablehnt, wie kann dann beides zu einer Wahrheit kombiniert werden, obwohl es sich gegenseitig verwirft?

Dies wäre so als würde ein Liebhaber der Verkörperung erklären, mit dem arabischen Wort "Yad" يد sei in Bezug auf Gott eine Hand gemeint, während ein Gegner der Verkörperung erklären würde, dass mit "Yad" يد Segen gemeint sei und nun jemand die Behauptung aufstellt, dass Gott eine Hand habe und dieses Körperglied Sein Segen sei, obwohl beides nichts miteinander zu tun hat und nicht kombinierbar ist.

Weder akzeptiert die eine Seite, dass mit "Yad" يد Hand (mit Herr Gott) gemeint sei noch akzeptiert die andere Seite, dass mit "Yad" يد Segen (mit Herr Imam) gemeint sei. Dies sollte für jeden vernünftigen Menschen nachzuvollziehen sein.

  • 3. Einwand: Wenn man die beiden Verse davor (67+68) im Kontext zu dem betreffenden Vers (69) liest, dann wird klar, dass in diesem mit Herr (Rabb) nur Gott gemeint sein kann: „Und sie haben Gott nicht eingeschätzt, wie Er eingeschätzt werden soll. Die ganze Erde wird am Tag der Auferstehung in seiner Hand gehalten, und auch die Himmel zusammengefaltet in Seiner Rechten. Preis sei Ihm, und erhaben ist Er über das, was sie (Ihm) beigesellen.” [Az-Zumar 39:67] „Und es wird in die Trompete geblasen, und da stürzt, wie vom Blitz getroffen, wer in den Himmeln und wer auf der Erde ist, außer denen, die Gott will. Dann wird ein zweites Mal hineingeblasen, und da stehen sie schon auf und schauen hin.” [Az-Zumar 39:68] „Und die Erde erstrahlt im Lichte ihres Herrn. Das Buch wird hingelegt. Die Propheten und die Zeugen werden herbeigebracht. Und es wird zwischen ihnen nach der Wahrheit entschieden, und ihnen wird kein Unrecht getan.” [Az-Zumar 39:69]

3. Antwort: Auch diese Behauptung ist als falsch zurückzuweisen. Die Position von Versen vor oder nach einem Vers ist kein Beweis dafür, dass sie mit dem Vers in einem Kontext zueinander stehen.

Die Wahrheit ist, dass sich selbst die Gelehrten auf der Gegenseite nicht einig sind, ob nun mit Herr (Rabb) Gott oder ein Geschöpf gemeint ist, wenn es zu anderen Versen kommt. Schauen wir uns folgende Verse an:

„Dort rief Zakaria zu seinem Herrn und sagte: »Mein Herr (Rabb), schenke mir von Dir her eine gute Nachkommenschaft. Du erhörst ja das Gebet.«” [Al Imran 3:38]

هُنَالِكَ دَعَا زَكَرِيَّا رَبَّهُ قَالَ رَبِّ هَبْ لِي مِن لَّدُنكَ ذُرِّيَّةً طَيِّبَةً ۖ إِنَّكَ سَمِيعُ الدُّعَاءِ

„Da riefen ihm die Engel, während er im Heiligtum stand und betete, zu: »Gott verkündet dir Johannes; er wird ein Wort von Gott für wahr halten und wird Herrscher, Asket und Prophet sein, einer von den Rechtschaffenen.«” [Al Imran 3:39]

فَنَادَتْهُ الْمَلَائِكَةُ وَهُوَ قَائِمٌ يُصَلِّي فِي الْمِحْرَابِ أَنَّ اللَّـهَ يُبَشِّرُكَ بِيَحْيَىٰ مُصَدِّقًا بِكَلِمَةٍ مِّنَ اللَّـهِ وَسَيِّدًا وَحَصُورًا وَنَبِيًّا مِّنَ الصَّالِحِينَ

„Er (Zakaria) sagte: »Mein Herr (Rabb), wie soll ich einen Knaben haben, wo ich ein hohes Alter erreicht habe und meine Frau unfruchtbar ist?« Er sprach: »So ist es; Gott tut, was Er will.«” [Al Imran 3:40]

قَالَ رَبِّ أَنَّىٰ يَكُونُ لِي غُلَامٌ وَقَدْ بَلَغَنِيَ الْكِبَرُ وَامْرَأَتِي عَاقِرٌ قَالَ كَذَٰلِكَ اللَّـهُ يَفْعَلُ مَا يَشَاءُ

Während der sunnitische Gelehrte Abu-l-Laith As-Samarqandi folgendes sagt: „Zakaria (a.) sagte zum Engel Gabriel (a.) Herr (Rabb) und somit ergibt sich die Bedeutung: »O mein Herr (Sayyid), wie soll ich einen Knaben haben?« Also Sohn und dies ist die Erklärung von Al-Kalbi.” [Bahr-ul-Ulum, Band 1 Seite 236]

قال ابو الليث السمرقندي: قال لجبريل: رب أي يا سيدي: من أين يكون لي غلام يعني ولد، وهذا قول الكلبي

Erklärt der sunnitische Gelehrte Muhammad Ibn Ali Ash-Shawkani etwas anderes: „Es ist offensichtlich, dass Zakaria (a.) Gott anspricht.” [Fath-ul-Qadir, Band 1 Seite 337]

قال محمد بن علي الشوكاني: ظاهر هذا أن الخطاب منه لله سبحانه

Wo ist nun der gepriesene Kontext? Nicht nur Verse vor und nach einem Vers sind kein Beweis für einen Kontext, sogar Inhalte des selben Verses stellen keinen Beweis für einen Kontext dar:

„Verboten ist euch Verendetes, Blut, Schweinefleisch und das, worüber ein anderer als Gott angerufen worden ist, und Ersticktes, Erschlagenes, Gestürztes, Gestoßenes und das, was ein wildes Tier angefressen hat - ausgenommen das, was ihr schachtet -, und das, was auf Opfersteinen geschlachtet worden ist. Und (verboten ist) auch, daß ihr mit Pfeilen das Los werft. Das ist Frevel. Heute sind diejenigen, die ungläubig sind, an eurer Religion verzweifelt, so fürchtet sie nicht, sondern fürchtet Mich. Heute habe Ich eure Glaubenslehre für euch vollendet und Meine Gnade an euch erfüllt und euch den Islam zum Bekenntnis erwählt. Wenn aber einer aus Hunger gezwungen wird, ohne zu einer Sünde hinzuneigen, so ist Gott voller Vergebung und barmherzig.” [Al-Ma'idah 5:3]

حُرِّمَتْ عَلَيْكُمُ الْمَيْتَةُ وَالدَّمُ وَلَحْمُ الْخِنزِيرِ وَمَا أُهِلَّ لِغَيْرِ اللَّـهِ بِهِ وَالْمُنْخَنِقَةُ وَالْمَوْقُوذَةُ وَالْمُتَرَدِّيَةُ وَالنَّطِيحَةُ وَمَا أَكَلَ السَّبُعُ إِلَّا مَا ذَكَّيْتُمْ وَمَا ذُبِحَ عَلَى النُّصُبِ وَأَن تَسْتَقْسِمُوا بِالْأَزْلَامِ ذَٰلِكُمْ فِسْقٌ الْيَوْمَ يَئِسَ الَّذِينَ كَفَرُوا مِن دِينِكُمْ فَلَا تَخْشَوْهُمْ وَاخْشَوْنِ ۚ الْيَوْمَ أَكْمَلْتُ لَكُمْ دِينَكُمْ وَأَتْمَمْتُ عَلَيْكُمْ نِعْمَتِي وَرَضِيتُ لَكُمُ الْإِسْلَامَ دِينًا ۚ فَمَنِ اضْطُرَّ فِي مَخْمَصَةٍ غَيْرَ مُتَجَانِفٍ لِّإِثْمٍ ۙ فَإِنَّ اللَّـهَ غَفُورٌ رَّحِيمٌ

Das Verbot von Schweinefleisch steht in keinem Kontext mit der Vervollkommung des Islam und dennoch befindet es sich in genau dem selben Vers. Eher könnte man einen Kontext mit der Erlaubnis davon in Not verstehen, doch auch dies wird durch den Satz über die Vervollkommung des Islam getrennt. Zu beachten ist, dass, obwohl der Islam laut dem Satz in der Mitte für vollkommen und abgeschlossen erklärt wird, danach am Ende des Verses die Erlaubnis von Verbotenem in Not erwähnt wird, wobei doch der Satz davor sagt, dass der Islam vollkommen und abgeschlossen ist, es also nichts Verbotenes und Erlaubtes mehr danach geben kann. Dies ist ein Beweis mehr, dass der Satz nicht nur in keinem Kontext zum anderen Satz steht, sondern ebenfalls vor dem Satz der Vervollkommung offenbart sein muss.

Schlussfolgerung

Als Imam Ja'far As-Sadiq (a.) erklärte: „Mit dem Herrn der Erde ist der Imam der Erde gemeint.” Sprach er nicht über Gott, sondern, wie er es selber sagte, über den Imam (a.). Andere Erklärungen zu nehmen, dass mit Herr Gott gemeint sei und diese mit der Erklärung von Imam As-Sadiq (a.) zu vermischen ist falsch und abzuweisen. Welche Verse oder Inhalte von Versen in einem Kontext zueinander zu verstehen sind, entscheidet weder die Position der Verse und Inhalte noch die Meinung irgendeines fehlbaren Imams der Gegenseite, sondern alleine die von Gott rein gehaltene Ahl-ul-Bait (a.), deren Oberhaupt der Prophet Muhammad (s.) ist.